1Gaida, B., 2Schüttmann, I., 2Zorn. H., 1Mahro, B.
1Hochschule Bremen, Institut für Umwelt- und Biotechnik
2Universität Gießen, Institut für Lebensmittelchemie und Lebensmittelbiotechnologie
Zusammenfassung
Die Intensivierung der Biomassenutzung als Energie- und Rohstoffträger führt zunehmend zu Nutzungskonflikten insbesondere im Hinblick auf die Sicherstellung einer ausreichenden Nahrungsmittelversorgung. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, vor allem solche Biomasse-Ressourcen möglichst effizient zu nutzen, die für eine unmittelbare Nahrungsmittelversorgung nicht in Frage kommen.
Neben den biogenen Reststoffen aus der Land- und Forstwirtschaft und den Kommunen, spielen hierbei auch die biogenen Reststoffe aus der Lebensmittelindustrie eine wichtige Rolle. Obwohl diese vereinzelt bereits jetzt für biotechnische Zwecke genutzt werden, gibt es bisher nur wenige Kenntnisse darüber, ob und in welchem Umfang diese Reststoffe auch systematisch z.B. im Rahmen regionaler Bioraffinerie-konzepte genutzt werden können. Ähnliches gilt auch für biogene Reststoffe, die aus der Biotechnik-Industrie stammen. Unabdingbare Voraussetzung für solche weiter gehenden Nutzungskonzepte ist es aber – und dies war das Ziel des hier durchgeführten Forschungsvorhabens – zunächst das branchenspezifische Aufkommen und die aktuelle Verwertung von Reststoffen aus der Nahrungs-, Genussmittel- und Biotechnik-Industrie in Deutschland genauer zu erfassen und zu bewerten. Die Datenerhebung erfolgte dabei sowohl durch Firmenbefragungen als auch durch indirekte Abschätzung von produktionsspezifischen Reststoffmengen.
Auf Basis der mit Hilfe von Interviews, der Annahme von branchenspezifischen Reststofffaktoren und einer darauf basierenden Hochrechnung durchgeführten Erhebung zum Reststoff-Aufkommen in der deutschen Lebensmittel- und Biotechnik-Industrie wurden für Deutschland in diesen Industriezweigen jährlich insgesamt etwa 13 Mio. Mg biogene Reststoffe ermittelt (Angaben in TS/a). Ein Vergleich der branchenspezifisch erfassten Reststoffmengen mit Literaturwerten und internen Plausibilitätsbetrachtungen zeigte, dass die ermittelten Zahlen insgesamt als hinreichend vertrauenswürdig eingeschätzt werden können. Die größten Reststoffmengen fallen mit 6,1 bzw. 3,3 Mio. Mg TS/a in den Branchen „Herstellung von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten“ und „Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln (insbes. Zucker)“ an (s. Tabelle 1)
Übersicht über das biogene Reststoffaufkommen in der deutschen Lebensmittel- und Biotechnik-Industrie (in Mg/a)
Branche | Menge an biogenen Reststoffen (in Mg TS/a) |
Schlachten & Fleischverarbeitung | 390 000 |
Fischverarbeitung | 25 000 |
Obst- & Gemüseverarbeitung | 130 000 |
Herstellung von pflanzlichen & tierischen Ölen & Fetten | 6 100 000 |
Milchverarbeitung | 780 000 |
Mahl- & Schälmühlen, Herstellung von Stärke & Stärkeerzeugnissen | 1 740 000 |
Herstellung von Back- & Teigwaren | 470 000 |
Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln (insbes. Zuckerproduktion) | 2 455 0001 |
Herstellung von Futtermitteln | 50 000 |
Getränkeherstellung | 600 000 |
Tabakverarbeitung | 7 000 |
Biotechnologie | 250 000 |
GESAMT | 12 997 0001 |
1ohne Carbokalk-Mengen |
Allerdings bedarf es noch weiterer Untersuchungen, um regional differenziertere Aussagen zu Anfall und möglichen alternativen Nutzungen der verschiedenen biogenen Reststofffraktionen machen zu können. Ein Vergleich der in dieser Studie ermittelten Reststoffmengen aus der Lebensmittel- und Biotechnik-Industrie mit den Mengen anderer biogener Abfallfraktionen zeigt, dass im Bereich der Lebensmittelindustrie grundsätzlich ein großes Nutzungspotential vorliegt. Für alle möglichen Umnutzungen muss jedoch beachtet werden, ob und in welchem Maße Umsteuerungen möglicherweise an anderer Stelle zu Problemen führen. Dies gilt insbesondere für Reststoffe, die bisher im Futtermittelbereich genutzt werden. Der beste Ansatz zur Lösung dieser Frage besteht nach den Resultaten der vorliegenden Studie in regional differenzierten „Case by case-Betrachtungen“, da in solchen Projekten auch betriebliche, regionale und umweltbezogene Besonderheiten in angemessener Weise berücksichtigt werden können.
ausführliche Informationen finden Sie im Abschlussbericht des Forschungsvorhabens.